Vietnam ist der letzte Teil unserer Reise durch Süd-Ost-Asien. Unser familiengeführtes Hostel (Diep Anh Guesthouse) liegt im Herzen des „Backpacker-District“. Die Besitzer haben unseren Aufenthalt mit ihrer sehr gastfreundlichen und herzlichen Art stark bereichert und einen rundum positiven Eindruck bei uns hinterlassen. Da Susi gerne länger schläft als ich, ziehe ich am nächsten Morgen schon einmal alleine los und erkunde die Gegend rund um unser Hostel. Zumindest versuche ich es, da sich mir das Überqueren der Straßen nicht auf Anhieb erschließt. Ich warte eine Grünphase der Ampeln ab und beobachte dabei andere Menschen, wie sie von der einen Straßenseite auf die andere gelangen. Ich stelle fest, das die unzähligen Mofas in dieser Stadt immer fahren, egal, welche Farbe die Ampeln anzuzeigen scheinen. Dabei handelt es sich nicht um ein Dutzend Mofas, auch nicht um sehr viele sondern um einen nicht enden wollenden, brummenden Mofa-Schwarm. Anscheinend gibt es nur eine Regel, einfach gehen – so wie die anderen, die sich ganz unbeeindruckt dieser Tatsache von A nach B bewegen. Es scheint, als hätten sie ein magnetisches Schutzschild, an dem die Zweiräder vorbeischwirren. Ich trommle meinen ganzen Mut zusammen und mache es ihnen gleich. Bloß keine Angst zeigen, dann versagt auch nicht das Schutzschild.
Nach meinem Selbstversuch habe ich auch wieder Augen für andere Dinge und entdecke dabei ein kleines Mädchen, dass auf der Straße mit einem Sonnenschirm spielt. Ich kann meinen Blick nicht von ihr lassen, von ihrer Freude an einem Sonnenschirm auf einer Straße inmitten dieser bunten und brummenden Stadt Vietnams.
Später am Tag haben Susi und ich uns zum Ben Thanh-Markt auf den Weg gemacht, der nicht weit weg von unserem Hostel liegt. Hier gibt es alles Mögliche zu kaufen und auch genügend schöne Dinge, die man seinen Lieben daheimgebliebenen mitbringen kann.
Abschluss unserer Reise war ein Ausflug zum Mekongdelta. Auf den Flussärmeln des Mekong haben wir uns auf kleinen Holzbooten treiben lassen und Einblick in die Arbeit der Einheimischen gewonnen. Der Ausflug hatte eine typisch touristische Anmutung, dennoch war es eine interessante Entdeckungstour.
Auf dieser Reise hat uns auch die Vergangenheit des Vietnamkrieges eingeholt und uns gezeigt, wozu Menschen fähig sind und was das Gift „Agent Orange“ für fürchterliche und traurige Konsequenzen bis heute mit sich bringt. Ich habe größten Respekt vor den Menschen, die mit diesen Missbildungen leben müssen, vor deren Angehörigen, die sie pflegen und das jeden Tag. Beim Anblick der Menschen wusste ich erst nicht, wie mir geschieht, was das ist und als ich es begriffen habe, hat es mich erschaudern lassen und eine zeitlang nicht mehr losgelassen, einfach unvorstellbar – unvorstellbar schrecklich.